Dispositionskredit als flexible Autofinanzierung

Nahezu jeder Verbraucher, der ein Girokonto nutzt und dem auf diesem Konto auch ein Überziehungsrahmen eingeräumt wurde, hat sicherlich schon einmal von diesem auch als Dispositionskredit bezeichneten Verfügungsrahmen Gebrauch gemacht. Streng genommen ist der Dispokredit kein Darlehen, sondern lediglich eine von der Bank eingeräumte Kreditlinie, innerhalb derer der Kontoinhaber sein Konto auch ins Minus gelangen lassen kann. Ursprünglich war der Dispokredit als eine Form des Kontokorrentkredites nur dazu gedacht, dass der Kontoinhaber dadurch den Zeitraum bis zur nächsten Gehaltszahlung überbrücken konnte, wenn zuvor wichtige Ausgaben angestanden haben. Vom Prinzip her ist der Dispositionskredit also ein sehr kurzfristiger Kredit, die Praxis sieht allerdings heutzutage sehr häufig ganz anders aus. Hier stellt man nämlich oftmals fest, dass die Kunden den vorhandenen Rahmen, der auf dem Konto vorhanden ist, nicht nur in sehr großem Umfang nutzen, sondern vor allem über einen sehr langen Zeitraum hinweg. So gibt es nicht wenige Kontoinhaber, die den Dispokredit-Verfügungsrahmen Jahre oder sogar Jahrzehnte kontinuierlich ausnutzen.

Wirtschaftlich betrachtet ist dieses Verhalten extrem unsinnig, denn der Dispokredit ist zwar einerseits der flexibelste Kredit, andererseits aber leider auch der teuerste Kredit. Teilweise müssen die Kontoinhaber auf das Jahr gerechnet einen Zinssatz von 13 oder 14 Prozent bezahlen, wenn sie ihr Konto überziehen und damit den Disporahmen nutzen. Aufgrund der deutlich niedrigen Zinsen wäre der Ratenkredit in diesen Situationen meistens die bessere Alternative. Es gibt beispielsweise eine Reihe von Verbrauchern, die sogar den Kauf eines neuen Autos über ihren Dispokredit finanziert haben. Wenn man davon ausgeht, dass somit der Überziehungskredit meistens über die Höhe des dreifachen Monatseinkommens eingeräumt wird, so ist bei einem angenommenen Monatsgehalt von 3.000 Euro immerhin ein Kreditrahmen von 9.000 Euro möglich. Und mit diesem Betrag lässt sich ein neues/gebrauchtes Auto heute durchaus gut finanzieren. Ob es allerdings sinnvoll ist, den Dispositionskredit quasi als Autokredit im Zuge einer Autofinanzierung zu nutzen, muss doch sehr stark bezweifelt werden.

Warum der Dispokredit im Prinzip überhaupt nicht als Autokredit in Betracht gezogen werden sollte wird deutlich, wenn man sich einmal eine Vergleichsrechnung zwischen einem Autokredit des Händlers bzw. einem Ratenkredit der Bank einerseits und dem Dispokredit andererseits anschaut. Falls man sich beispielsweise ein Auto zum Preis von 10.000 Euro kaufen möchte, dann bewegen sich die Zinssätze im Bereich der Autokredite seitens der Autohändler oder der Ratenkredite von Seiten der Banken in einem Rahmen zwischen fünf und acht Prozent. Bei einer Laufzeit von vier Jahren und einem durchschnittlichen Zinssatz beim Ratenkredit/Autokredit von 6,50 Prozent würde der Kreditnehmer demnach in diesen 48 Monaten eine Zinssumme von rund 2.600 Euro zahlen. Nutzt man hingegen den Dispokredit für die geplante Autofinanzierung, so wird man sein Konto kaum günstiger als zu einem Zinssatz von zehn Prozent überziehen können, wobei der Mittelwert bei den Dispositionskrediten sogar bei etwas mehr als elf Prozent an Zinsen liegt. Demzufolge würde man bei einem angenommenen Zinssatz von elf Prozent in den gleichen vier Jahren Zinsen über einen Betrag von insgesamt 4.400 Euro zahlen müssen – und dann ist noch nicht einmal eine Tilgung des „Kredites“ erfolgt.

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